Die Klitoris schrumpft, der Schwanz wächst.....Tazlab vom 25.4.2015

  • Dieser Text und die Audiodatei sind nicht von mir....ich zitiere nur aus der TAZ vom: 25.04.2015, 19:04 Uhr
    von tazlabteam
    Die Klitoris schrumpft, der Schwanz wächst
    Die weibliche Ejakulation ist kein Mythos, kein Special Effect der Pornoindustrie. Sie ist real. Tatsächlich habe der Porno die Bildungauftrag übernommen, so die Sexologin und Linguistin Laura Méritt. Auf YouPorn und ähnlichen Websites gibt es eine eigene Fetischkategorie zum sogenannten Squirting, womit die Webseiten fortschrittlicher sind als jedes Biologie-Schulbuch. „Alles, was wir weitestgehend unter Aufklärung verstehen, folgt der Fortpflanzungsidee oder der Fortpflanzungsverhinderung“, führt Méritt aus.Dies habe fatale Folgen: Die Gebärmutter und der Vulvakanal würden in typischen Querschnittdarstellungen im Biobuch zwar noch vorkommen, doch Schwellkörper seien keine zu sehen. In den letzten zweihundert Jahren sei die Klitoris immer kleiner geworden, während der Schwanz immer größer wurde. „Das hat ganz klar mit der Fortpflanzungspolitik zu tun!“Für ihren Vortrag auf dem greift Méritt daher zum Teil auf Bilder zurück, die in den 70ern von der Frauenbewegung angefertigt wurden, teilweise aber auch auf moderne 3D-Ansichten. Auf einem ist zu sehen, wie sich der weibliche Sexualkomplex unter Erregung verändert. Die Klitoris ist erigiert, die Prostata, auch Harnröhrenschwellgewebe genannt, angeschwollen. Wie ein aufgeplusterter Vogel sieht das Gewebe aus, deshalb habe es nach Méritt auch durchaus seine Berechtigung vom „vögeln“ zu sprechen. Das Ejakulat tritt durch Stimulation der Prostata aus. Und zwar aus dem Harnröhrenloch sowie aus zwei kleinen Löchern, den paraurethralen Löchern. All dies sei in der Allgemeinmedizin noch nicht angekommen. Immerhin habe die US-amerikanische Behörde, die sich mit Anatomie auseinandersetzt, die weibliche Prostata anerkannt, fährt Méritt in ihrer Nachhilfestunde fort.Der Kampf des Freudenfluss Networks, zu dem auch die Mitreferentin Polly Fannlaf gehört, ist nicht nur ein körperlicher, es ist auch ein sprachlicher. „Wir wollen keine Schambegriffe!“, sagt Méritt. So würde mittels des „Jungfernhäutchens“ zwischen Hure und Heiliger unterschieden. Und die Vagina ist lateinisch für Scheide, also nichts weiter als eine Hülle für das Schwert. Selbst kolonistische Züge gebe es in der Terminologie. Das G in G-Punkt steht nämlich nicht für Gedöns, sondern für Gräfenberg, dessen Entdecker. Ähnlich sieht es bei der Bartholinschen Drüse aus. „Viva la vulva!“, lautet stattdessen das Motto von Méritt und Fannlaf. Gerne reden sie auch vom „Powerkomplex“.Manu Schubert, Redakteur im taz.lab-Team, muss gar nicht moderierend eingreifen. Das Publikum hängt den Vortragenden ohnehin an den Lippen. Auf die Frage, wie frau den Beckenboden trainieren könne, antwortet Méritt, dass Gewichtetraining nicht das ist, was die Möse will. Das gebe „Mösenmuskelkatze“. Großes Gelächter. Eine lehrreiche Stunde geht zu Ende. „Untersucht euch einfach mal ein bisschen mehr“, gibt die Referentin dem Publikum noch mit auf den Weg. So, und jetzt gehen wir das neue taz-Bier probieren. Prostata… äh… Prost!
    Marco Wedig
    Die ganze Veranstaltung als Audio finden Sie hier: https://www.mixcloud.com/taz_d…n-die-weibliche-prostata/ :) :thumbsup:

  • Mir gefällt vor allem Laura Méritts Betonung für eine neue Wortwahl: "Wir wollen keine Schambegriffe für die Sexualorgane". Die Bezeichnungen Scham, Schamlippen, Scheide (als Hülle für ein Schwert) können liebevoll ersetzt werden durch: Venushügel, Venuslippen, Vulva ...


    Ein sehr gelungener Beitrag zu mehr Aufklärung - unbedingt hörenswert !!!

    Laura schreibt auf ihrer Seite "Die Weibliche Quelle":
    "Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität ist allerdings immer noch stark belastet. Aktuellen Umfragen zufolge haben über 60% und davon besonders Frauen Schwierigkeiten, über Sex zu reden.
    Laut Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung ist der Wissensstand über Sexualität in den letzten Jahren rückläufig. Seriöse Aufklärung jenseits der verzerrten Sexualisierung in der Öffentlichkeit scheint nicht anzukommen. Sexuelle Bildung wird den modernen Medien und damit der Werbebranche weitgehend überlassen.


    In Lehrbüchern fehlen immer noch detaillierte Beschreibungen und Zeichnungen zur weiblichen Anatomie, zum Teil sind Bezeichnungen schlicht falsch. Zur weiblichen Ejakulation und zur Prostata lässt sich von offizieller Seite wenig finden. Unwissenheit aber schafft Abhängigkeiten und schwächt die Potenz und das weibliche Begehren. Frauen haben in der Regel keine „sexuellen Funktionsstörungen“ oder „Orgasmusstörungen“, wie uns die Pharma­industrie zunehmend glauben macht. Es fehlt an Sexualwissen und an positiver Ermutigung zur Selbstbefriedigung und -erkundung. Denn bevor frau nicht weiß, was sie mag, kann sie es anderen Personen auch nicht mitteilen."


    Es ist wirklich an der Zeit dass FfF - das Netzwerk Frauen für Frauen seinen Beitrag im deutschsprachigen Raum dazu leistet. In den Treffen in vielen Städten soll real live regelmäßig über Sex geredet werden.


    :whistling: VIVA LA VULVA !