Den Gedanken beim Sex kann man gar nicht so leicht entkommen

  • Beim Frisch-Verliebtsein geht es leicht in der Lust zu schwelgen. Da ist so viel Körpergefühl da, dass die Gedankenstürme keine große Macht haben. Je länger eine Paarbeziehung geht, desto mehr schleichen sich Gewohnheiten und Routinen ein. Diese bewirken außer Langeweile auch noch, dass sich das Tor zu den Gedankenwelten weit öffnet und oft gar nicht mehr geschlossen werden kann.Ich bin jetzt seit vielen Jahren mit meinem Mann verheiratet. Unsere Phase der Verliebtheit hat sehr lange gedauert, mehr als zehn Jahre. Auch heute würde ich behaupten, dass wir immer noch ineinander verliebt sind. Jedoch ist unser sehr starker sexueller Sog inzwischen milde geworden. Ich liebe und begehre meinen Mann immer noch sehr. Wir umarmen uns sehr häufig, machen sexuelle Anspielungen und grabschen uns sehnsüchtig und liebevoll – eigentlich die ganze Zeit über, wenn wir zusammen sind. Allerdings ist es im Bett nicht mehr so leicht, in der Lust zu bleiben wie ihn den Wonnejahren. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass mir die sexuelle Vereinigung durch die Veränderungen in den Wechseljahren weh tut, auch in ihrer stillsten und sanftesten Form, wenn eine Erektion da ist. Dadurch ist sicherlich auch eine Art Vermeidungshaltung entstanden. Wir praktizieren häufig die sanfte Vereinigung. Dabei sind wir beide sehr oft in Gedanken verloren und holen uns liebevoll immer wieder in die Gegenwart zurück. Alles Mögliche tummelt sich im Verstand, oft jedoch aktuelle Arbeitsthemen oder Probleme in der Familie. Je schwieriger die Lebensphase gerade ist, um so heftiger die Anstrengung, in der Gegenwart zu bleiben. Am hilfreichsten für mich ist zartes Streicheln am ganzen Körper, ja sogar hauchfeines. Das kribbelt so unerträglich süß, dass ich dabei nicht weiterdenken kann. Ist die Lust bereits auf hohem Niveau, gelingt es auch leicht, dem Gedankenkarussell zu entfliehen, aber bis dahin ist es gar nicht so leicht. Die herkömmlichen Hilfen, wie zum Beispiel sich auf den Atem zu konzentrieren und auf die Wahrnehmungen im Körper gelingen immer nur Momente weise. Am besten bin ich bei mir, wenn wir eine Bewegungsmeditation oder überhaupt eine meditative Einstimmung miteinander machen. Gegenseitiges Körperausklopfen oder Tanzen ist auch eine gute Vorbereitung, den Alltag und den Verstand aus der Liebesbegegnung zu verbannen. Aber manchmal sind wir zu faul für diese Art der Vorbereitung. Dann hat das Kopfkino ein viel leichteres Spiel. Es lohnt sich also, sich ein bisschen zu bemühen!

  • Liebe Rosenrot,
    herzlichen Dank <3 für deine so sehr intimen Berichte über euer Liebesleben. Ich finde es toll, wie du dich in den vielen Beiträgen so offen zeigen kannst. Auch ich lebe ich einer langjährigen Beziehung und kenne das Abschweifen der Gedanken nur zu gut. Durch verschiedene Tantrakurse, Massagen und besonders die Techniken der Yoni- und Lingammassage ist unsere Sexualität immer noch interessant und energetisch, ja sogar besser als vor vielen Jahren. Allerdings habe auch ich Schmerzen bei der Vereinigung, auch bei der sanften. Schon mein Leben lang. Sie waren mal für eine kurze Zeit weg, und da habe ich gedacht, durch Tantra habe ich es geschafft, und dann ist es leider wieder schlimmer geworden. Zur Zeit gibt es nur eine Position, in der ich keine Schmerzen habe. Das Thema ist auch gar nicht so selten. Ich habe gelesen, dass 10 bis 20 % der Frauen Vaginismus oder Dyspareunie, also Schmerzen beim Sex haben. Vielleicht könnte ich in Österreich mal etwas darüber erzählen...
    Obwohl wir die sanfte Vereinigung schon lange kennen und im Moment wieder regelmäßig praktizieren, haben wir dabei noch keine besondere Energieerfahrung gemacht. Deshalb frage ich mich, ob es dafür nicht notwendig ist, dass man schon sehr energetisch oder spirituell ist und schon lange regelmäßig meditiert hat, um diese Energieströme im Körper zu spüren. - Andererseits hat sich unsere Sexualität dadurch auch verändert, ist bewußter geworden und ein Orgasmus ist nicht mehr so wichtig. ;)

  • Liebe Gila,
    Energieströme spüre ich auch nicht jeden Tag, auch wenn ich dafür bestens vorbereitet bin. Dennoch ist es jedesmal wie ein Gnadengeschenk. Der tiefe, sanfte Atem hilft mir, besonders wenn ich ihn eine ganze Weile durchhalte und mich schön auf die Körperwahrnehmungen dabei konzentriere. Und natürlich die vielen, vielen Brustmeditationen, die gelingen, sind eines der größten Hilfsmittel zur Erweckung des inneren Strömens. Das bedeutet, dass der Atem in die Brüste gelenkt wird und die Gedanken nicht dauernd abschweifen. Erfahrungsgemäß spüren Männer noch weniger Ströme als Frauen. Das Gute daran: auch wenn man die Ströme noch gar nicht spüren kann, sind sie trotzdem da und entfalten ihre Wirkung: sie öffnen die Herzen, vertiefen die Liebe und stärken die Bindung. Ist das nicht an sich schon mehr als genug?
    Zum Weiterüben sind auch alle Anleitung von Eckhart Tolle zum Inneren Körper hilfreich, und selbstverständlich auch die Meditation. Der Weg ist das Ziel. Schön, dass inzwischen so viele Liebende diese sanfte Form von Vereinigung praktizieren!
    Liebe Grüße
    Regina

  • Liebe Gila,
    ich bin überzeugt davon, dass ich ohne meine "Spiritualität" und Meditationen diese Energieströme kaum gespürt hätte. Allerdings war es am Anfang für mich auch viel deutlicher zu spüren. Die Energien werden immer subtiler und weniger wahrnehmbar. Das kenne ich auch von meinen spirituellen Erlebnissen. Es ist oft so, als ob ich einen Einblick bekomme in Bereiche zu denen mein Verstand keinen Zugang hat und dann weiß ich um die Wirkung oder speichere die übernatürliche Erfahrung. Das Wissen bleibt mir erhalten, der Verstand beruhigt sich und es wirkt trotzdem wie Regina so schön sagte. Ist das nicht mehr als genug?
    Herzliche Grüße

  • Ich habe im Moment Stress damit ganz ehrlich zu sagen, das ich keine Lust auf stinknormalen Sex habe. Mein Mann hat keine Lust sich länger damit zu beschäftigen. Ich habe ihm eine Lingammassage angeboten, wir schauen mal war seine Antwort und dann kommt nichts mehr von ihm, außer nackig ins Bett hüpfen, das heißt dann, das er Lust hat. Ehrlich gesagt bin ich dann auch zu faul, weil den aufregenden Sex und auch den Austausch darüber habe ich dann mit meinem Freund, von dem mein Mann auch weis. Ich habe Jahre drauf hingewiesen, das ich mehr Küssen, Streicheleinheiten und Kreativität bei unserer Liebe brauche. Er scheint es nicht so zu gebrauchen und nun habe ich für Ausgleich gesorgt, oder besser gesagt ich würde geleitet.

  • Liebe Katze, ich danke Dir für Deine Offenheit, gerade weil ich Ähnliches erlebe. Ich habe bald keine Sprache mehr, für das was ich möchte oder anders gesagt mein Mann kommt eben so ins handeln, wie Deiner offenbar.Ist das so das wir unterschiedliche Spachen sprechen, andere Vorstellungen haben, unsere Libido einfach unterschiedlich ausgeprägt ist, es doch am Familiensystem liegt usw.??? All das habe ich mich schon oft gefragt. Was bleibt ist die Unzufriedenheit. Schön das Du einen Partner für "aufregenden Sex" gefunden hast und das Dein Mann das offenbar akzeptiert. Ich liebe meinen Mann sehr und wünsche mir immernoch das wir es gemeinsam schaffen. All die Anregungen zum Tantrakurs, Urlaub mit Regina in Österreich und auch der E-Mailkurs kamen von ihm.....aber in der Realität läßt sich das so schwer umsetzen ?( Im Gegenteil ich habe zur Zeit das Gefühl das gerade diese Dinge unsere Unterschiedlichkeit immer deutlicher machen und sogar so etwas wie "Eifersucht" im Raum steht, da ich umso mehr beharrlich verändern möchte, sich bei mir durch Selbstliebe soviel ereignet und ich durch dieses Forum soviel Solidarität und Anregungen erhalte.

  • Ich persönlich kenne das Kopfkinoproblem vor allem, wenn ich an die Kinder denke. Schlafen sie jetzt? Oder ich möchte unbedingt noch etwas für mich ganz wichtiges fertig bekommen, dann fällt es mir sehr schwer diese Gedanken zur Seite zu schieben und mich ganz hinzugeben. In vielen Fällen lasse ich mich jedoch sehr bewusst auf meinen Partner ein. Egal ob es nur ein schönes Kuscheln wird oder daraus Sex entsteht. Meistens sind wir sehr kreativ, so daß keine Langeweile aufkommt im Bett und damit hat auch das Kopfkino nicht ganz so viele Chancen. Was mir auch gut hilft zu entspannen im Bett, ist eine schöne Kopfmassage. Ich liebe es. Dabei vergesse ich alles.
    :) <3 :)