DVD Beschreibung "Vulva 3.0"

  • Vulva 3.0 - zwischen Tabu und Tuning
    Regie: Ulrike Zimmermann und Claudia Richarz


    Das Zeigen der Vulva vertreibt Bären und Löwen,
    lässt den Weizen höher wachsen,
    beruhigt Sturmfluten und Dämonen haben Angst davor.
    Der Teufel läuft weg.
    Das Zeigen der Vulva rettet die Welt.


    Dieses kraftvolle Bild des weiblichen Genitales ist leider nicht in unserer Vorstellung verankert. Zwar scheint es, dass Nacktheit kein Tabu mehr ist, doch die Abbildung des weiblichen Geschlechts ist nach wie vor irritierend und mit vielfältigen Verboten belegt. Jahrzehnte der Retusche in den Medien, Anti-Pornografie Kampagnen und Abbildungsverbote führen zu einem öffentlichen Bild der Vulva, das wenig mit ihrer Realität zu tun hat. Es herrscht das „Schönheitsideal der Unsichtbarkeit“.


    Claudia Richarz und Ulrike Zimmermann haben wunderbare Frauen (und Männer) vor der Kamera zusammengebracht, die erklären, wieso wir anscheinend die Vulva vor lauter Nacktheit nicht sehen ...


    Der Film beginnt in einer dermatologischen Praxis in Köln: Bella Joy, ein Erotikmodell, lässt ihre Schamlippen aufspritzen und feiert das Ergebnis.


    Doch beginnen wir noch weiter vorne. Wie kamen Ulrike Zimmermann und Claudia Richartz darauf, diese „unterhaltsame wie schockierenden Doku“, wie die Süddeutsche schreibt, zu drehen?
    Ulrike erzählt: Sie waren im Irak, um dort einen Film zu drehen. Sie haben mit vielen Frauen gesprochen und dabei erfahren, dass die Genitalverstümmelung nicht nur in afrikanischen Länder praktiziert wird. Auch im kurdischen Teil des Iraks wird fast jede dritte Frauen beschnitten. Viele Frauen, mit denen sie gedreht haben, waren betroffen.
    "Ich habe mich gefragt, was passiert gerade mit meinem Bild von dieser Frau? Was passiert eigentlich bei einer Beschneidung? Oftmals fehlt das anatomische Wissen über unser Geschlechtsorgan, auch bei den Frauen selbst."
    - Dann sind sie gemeinsam tief in das Thema eingestiegen.


    Genitalverstümmelungen wurden auch in Europa durchgeführt. Bis in die 50er Jahre wurde die Klitoris abgeschnitten, um Hysterie zu behandeln. Der Film beginnt mit einem operativen Eingriff. Und ich als Zuschauerin habe mich gefragt, ob die Schönheits-OP im weiblichen Intimbereich in Richtung Genitalverstümmelung geht? In dem Film geht es auch um die Darstellung der Vulva in den Medien, wo man es ja nur mit retuschierten Genitalien zu tun hat! Daraus resultiert eine Selbstwahrnehmung, die Optimierung für nötig hält.


    Der Film weist darauf hin, dass Missverständnisse vorliegen:

    • Das Unwissen um die eigene Anatomie.
    • Das Nicht-Feiern der Vielfalt.
    • Die Reduktion der weiblichen Sexualkraft durch Retusche. Stichwort: kindliche Schönheitsideale.
      Durch operative Eingriffe passen sich Frauen an diese Ideale an.

    Ulrike Zimmermann sagt: „Ich will das nicht verdammen, jede Frau kann mit sich und ihrem Körper machen, was sie will. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Gründe und Gefühle, die zu diesen OPs führen, auf Irrtümern beruhen.“


    Wird der Trend zur genormten Vagina zunehmen?
    Ja, in den letzten Jahren haben die Ärzte, die Intim-Operationen anbieten, einen starken Zulauf. In den letzten zwei Jahren einen Anstieg um 400 Prozent.


    Könnte das auch daran liegen, dass reale Bilder fehlen?
    Ja, leider haben wir es der Sexfeindlichkeit und dem Bilderverbot der Deutschen zu verdanken, dass wir viel zu wenig (unretuschierte) Bilder sehen. Die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien kommt zu Wort und zeigt schöne Bücher, die leider alle – heute noch – auf dem Index stehen.


    Es fehlen Frauen, die sagen, dass man schön ist - so wie man ist. Es geht um die Einzigartigkeit des weiblichen Wollust Organs.


    Die Vulva wird ja Vagina = Scheide (in die man ein Schwert steckt) genannt. Somit wird das weibliche Geschlechtsorgan auf einen bloßen Eingang reduziert – also auf das Zeugen und Gebären von Kindern. Aber wenn wir die Vulva darauf reduzieren, unterschätzen wir, wozu weibliche Lust fähig ist!


    In dem unaufgeregten Dokumentarfilm gelingt es Claudia Richarz und Ulrike Zimmermann, dem pikanten und stellenweise todtraurigen Thema auch komische Seiten abzugewinnen.


    Sowohl Frauen als auch Männer sollten sich das Werk dringend einmal zu Gemüte führen.


    Die letzte Szene sind Bilder von einem Kongress der GAERID (Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland). Dort wurden Live-Bilder aus dem OP während einer Schamlippen-Korrektur gezeigt als Lehrstunde. Es dient der Live-Schulung von Ärzten! Es sind unblutige Aufnahmen, weil es sich um eine LaserOP handelt.


    Die GAERID beschäftigt sich bei ihrem nächsten Kongress übrigens mit operativen Eingriffen beim männlichen Geschlechtsorgan. Mit baumelnden Hoden geht's nicht mehr in die Sauna, vorher kommt die Straffung :whistling:



    Laufzeit: 79 min, Produktionsjahr: 2014
    Er wurde auf der Berlinale 2014 gezeigt.


    (Die DVD ist erhältlich im Shop bei den Tantra Seminaren von BeFree.)